Die einzigartige Lage der Azoren in einer Übergangszone zwischen den kalten, nährstoffreichen Strömungen aus dem Norden und dem warmen Golfstrom macht die Inseln zu einer Oase marinen Lebens. Im Bereich der Kontinentalplatten werden kalte, nährstoffreiche Unterströmungen an die Oberfläche befördert, wo sie sich mit dem von der Sonne gewärmten Wasser vermischen und so für ein beachtliches Nährstoffangebot sorgen. Da Pico von einem besonders schmalen Schelf umgeben ist, und der Ozean oft schon drei Meilen vor der Insel mehrere tausend Meter tief ist, wird hier die Nahrungskette schon in unmittelbarer Küstennähe angekurbelt.
Im Sommer suchen vor allem "kleinere" Walmamas mit ihren Kälbern die Küstenregionen Picos auf. Pott-, Grind-, Blauwale und verschiedene Arten von Schnabelwalen sind als häufigste Spezies beinah das ganze Jahr über in den Azoren-Gewässern anzutreffen. Die insgesamt gut und gerne 25 Wal-und Delfin-Arten, die sich hier sehen lassen, machen die Azoren zum europäischen Hotspot für Meeressäuger. Die Chance, bei Ausfahrten, auf Wale oder Delfine zu treffen, liegt bei satten 99 Prozent.
Ein kleiner Abschnitt des Meeres rund um die Insel Pico ist Marineschutzgebiet. In diesem Abschnitt des Atlantiks bricht die Insel steil auf über 2000m in die Tiefe und eröffnet für Pottwale die Chance dort ungehindert auf die Riesenkalmare Jagd zu machen. An der Oberfläche wartet während der Jagd der Rest der Walfamilie auf die Rückkehr der Mütter und Väter. Ein einzigartiges Schauspiel das man vom Boot aus beim „walewatching“ aus beobachten kann. Ein besonderes Highlight ist aber das Schnorcheln mit dem größten Raubtier der Welt. Dazu benötigt man eine spezielle Genehmigung der Behörden vor Ort und diese ist nur professionellen Filmern und Fotografen vorbehalten. Tauch- und Schnorcheltouristen sind zum Schutz der Pottwale leider nicht zugelassen. Man möchte die Tiere auch weiterhin vor einem Massentourismus schützen.
10 Tage waren wir jeden Tag auf hoher See, 10 Tage und täglich über 7 Stunden auf der Suche nach den Pottwalen, ausgeliefert Wind, Wetter und der gleisenden Sonne. Von diesen 10 Tagen hatten wir 2 Tage an denen alle Voraussetzungen für gute Aufnahmen aus der Luft und im Wasser gegeben war. Und natürlich auch waren Pottwale da und SIE wollten die Interaktion mit uns Schnorchlern. Gefühlte 50mal am Tag rein und raus aus dem Zodiac für ein paar Sekunden Foto oder Filmmaterial. Hard erkämpftes Material und erschöpft war jeder nach solch einem Tag auf See. Am letzen Tag hatten wir dann unseren großen Glücktag: kein Wind, keine Welle, Sonnenschein und eine ganze Pottwalfamilie mit frisch geborenen Jungtieren, Teenagern und ausgewachsenen Bullen Stunden um uns herum.
Solch ein Erlebnis ist es dann wieder was uns stolz macht mit diesen Tieren arbeiten zu dürfen. Da lohnt sich dann der finanzieller wie zeitliche Aufwand um diese grandiosen Tiere erleben zu dürfen. Die Natur unter wie über Wasser rund um die Insel Pico auf den Azoren tut ihres dazu um eine noch fast unberührte, touristisch fast unerschlossen Inselwelt im Atlantik erleben zu dürfen.
+ + Die Azoren, Europas geheime Abenteuerinseln im Atlantik + +
Robert Wilpernig, Sommer 2018