Von Killerwalen und Primaten – Teil1

by   Profile Peter   When 18th February 2019
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Walfie mit Peter
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... oder wie man vom Warmdusche zum Eistauchern wird.


Buckelwale in Tahiti, bei 28°C Wassertemperatur, das war bisher meine Welt. Schimpf mich Tropentaucher oder Warmdusche und ich werde Dir ohne zögern zunicken.


Orcas in den norwegischen Fjorden im Winter? Der Gedanke allein verursachte in mir spontane, unkontrollierte Zitteranfälle.


Als mir aber im Dezember 2017 das Angebot eröffnet wurde, dort einen Film für die proWIN – pro nature Stiftung zu machen, sagte ich ohne das geringste zögern „JA“. Also Jahahahah, ein Ja mit einem Bibbern aus dem Unterbewusstsein im Anhang.


Die Perspektive Schwertwalen in freier Wildbahn und ihrem Element begegnen zu dürfen war einfach so verlockend, dass es in dem Moment keinen Platz für Zweifel gab.


Letztere kamen, als ich Frostbeule begann genauer über das Projekt nachzudenken. Helden sterben jung, oder nur die harten kommen in den Garten“ sagt der Volksmund. Da ich aber weder das eine, noch das andere wirklich bin und auch keinen Garten habe, bekam er wieder Auftrieb, der sprichwörtliche Arsch auf dem Grundeis.“ Und weil sie gerade sprudeln, die Volksweisheiten, hier noch'n Gedicht: Es gibt kein schlechtes Wetter, sondern nur schlechte Kleidung!“


Aber trifft das auch unter Wasser zu?


Dann ging mir ein Nordlicht auf: „Glaube versetzt (Eis)berge!“


Ich dachte mir aber auch, es wäre vielleicht besser diesen Glauben mit handfesten Argumenten zu untermauern und so griff ich auf die Expertise meiner Mares Ambassdor Freunde zurück.


Fred Buyle, der schon jedes Wasser auf diesem Planeten „frei“ mit seiner Kamera betaucht hat, Nik Linder, mit seinen unter Eis Freitauch Weltrekorden, sowie René Trost und Christian Redl, die die Bergseen der Schweiz und Österreichs 12 Monate im Jahr betauchen.


Schnell wurde klar, dass ein Trockentauchanzug nicht die erforderlichen Kriterien erfüllen würde. Um agil und auch mal ein paar Meter abtauchen zu können, musste es ein Nasstauchanzug sein. 7mm open cell, der aufgrund seiner glatten Innenseite praktisch zu einer zweiten Haut wird. 6,5 mm Flexa Fit Fingerhandschuhe und 5mm Mares Flex open cell Socken sollten den 7 mm Squadra Anzug praktisch an den Extremitäten verschließen. Meine geliebten Avanti Quattro Power blieben zu Hause und wurden von den Razor Matrix Karbonflossen ersetzt.


Ganz ehrlich und echt - als ich die gesamte Ausrüstung zusammen hatte, konnte ich es kaum noch erwarten das Zeug nass zu machen. Voller kindlicher und erwartungsvoller Aufregung begann ich meine Reise nach Tromsø. Dort traf ich meine beiden Freunde Michael Winter von der proWIN- pro nature Stiftung
und den Schweizer Naturfotografen Raphael Studer.


344km nördlich des Polarkreises hört sich erst mal richtig kalt an, aber da dort die Ausläufer des Golfstroms ankommen, ist es für diese nördlichen Breiten relativ mild. Außerdem ist Anfang November praktisch noch „Spätsommer“ in der Region, ...sagen die Locals!


Von Tromsø aus ging es noch gute 4 Stunden mit dem Auto über Brücken, durch Tunnel und unzählige Fjorde nach Skjervøy. Schöne Landschaften? Nun, unsere Abfahrt um 17:00 Uhr in Tromsø begannen wir bei einer gefühlten Tageszeit von 21:00 Uhr. Die Landschaften hatten sich schon beim Sonnenuntergang um 15:00 Uhr begonnen zu verstecken. Unsere gefühlte Abfahrtszeit war dann unsere tatsächliche Ankunftszeit im Orca Camp, das von Frank Wirth und seiner Wal-erfahrenen Pico Sport Crew organisiert wurde.


See Orca Camp - Norway 2018 - ProWin pro nature - The beginning here.


Mit Babyöl auf der Haut, etwas Shampoo im Anzug und Melkfett an Händen und Füssen, rutschflutschte ich am nächsten Morgen in den Squadra Anzug. Das Babyöl ist Chris Redl's erste Wahl. Nik Linder macht's mit Schaum und René Trost schwört auf das Melkfett. Ich dachte mir alle guten Dinge sind drei und manchmal ist mehr einfach mehr und eben nicht weniger. Wie? Na Ihr wisst schon!


See the proWIN pro nature Orca Camp, Norway 2018 official trailer here.


Kaum hatte uns unser Kapitän Emanuel Goulart aus der kleinen Marina geskippert, sichteten wir die ersten Schwerter, die sich durch die dunkle Wasseroberfläche schnitten. Meine erste Orca Begegnung!


Je dichter wir ihnen kamen, desto deutlicher hörte und sah man ihren Blas. Die warme, feuchte Ausatemluft beim Auftauchen, die von weitem schon zu sehen ist und deren Geräusch mir beim näherkommen einen wohligen Schauer über den Rücken jagte. Der Begriff Ehrfurcht kommt mir als erstes in den Sinn, Ehrfurcht, aber ohne Furcht.


Orcinus orca – der Wal aus dem Reich der Toten. Schwertwal und Killerwal sind recht martialische Namen für diese schönen Tiere. Aber gut, die haben wir Menschen ihnen ja gegeben. Seit den ersten Beobachtungen durch Walfänger, wird über ihre grausam erscheinenden Jagdmethoden berichtet. Und seit der erstenBlue PlanetAusstrahlung wissen selbst Kinder, dass Orcas Walbabys anderer Walarten von ihren Müttern trennen, sie dann töten und dann nur die Zunge des getöteten Babys fressen. Berichte darüber, wie Orcas weiße Haie erlegen, um dann nur deren fette Leber zu fressen, machten schon die Runde.


Die Art (Orcinus orca) ist das größte Mitglied der Delfin Familie, reiht sich dann aber wieder in die Ordnung der Wale (Cetaceans), also der Meeressäuger ein.


Wer denkt die immer zu lächeln scheinenden Delfine sind „die Guten“, die sympathische, freundliche und liebevolle Frohnatur, der irrt. Delfinbullen bringen durchaus auch mal ein Delfinbaby um, damit sie sich anschließend wieder mit der Mutter paaren können. Sie quälen auch mal eben einen Kugelfisch, um sich an dem Gift zu berauschen, dass der aufgeblasen, taumelnde Fisch abgibt, um seine Haut zu retten.


Vielleicht haben wir deshalb ja diese Affinität zu ihnen. Wie wir Menschen tragen sie eine dunkle Seite in sich. Killerwal/Delfin und Killer Primat.


Angeschwipst hauen wir uns die Gänseleberpastete, oder den lebendig ins kochende Wasser geworfenen Hummer in den Wanst. Ganz zu schweigen von all den unter erbärmlichen Lebensbedingungen industriell gezüchteten Tieren, von denen viele nicht nur umsonst sterben, sondern schon umsonst geboren wurden. Weder Himmel, noch Hölle wartet auf sie, sondern der Abfalleimer, in dem sie als verdorbene, nicht-verzehrte Wurst landen.


Um den Bogen zurück zu den Orcas zu bekommen, sei hier kurz erwähnt, dass der Walkadaver ohne Zunge nicht ungenutzt bleibt. Bis seine Gebeine von Würmern und Bakterien blankgeputzt sind, kommt er der ganzen Nahrungskette in den Ozeanen zu gute.


Die Orcas, zu denen wir ins Wasser wollen, ernähren sich hauptsächlich von Fischen. Hier in Norwegen folgen sie Heringsschwärmen, die sich in den Fjorden zum laichen versammeln.


Ihr soziales Verhalten und ihre Intelligenz offenbart sich einem, wenn man mit der richtigen Kleidung zu ihnen ins 5-6°C kalte Wasser geht.


Unser erster Pod war am frühen Morgen schon in Fresslaune. Man sah wie die Tiere von einem eher entspannten Abhängen in den Jagdmodus wechselten.


Das auf - und abtauchen fand nun schneller und in kürzeren Abständen statt. Möwen gesellten sich dazu und an der Wasseroberfläche war ein Teppich aus kleinen Bläschen auszumachen. Zeit für uns ins Wasser zu gehen.


Ein Bein über der Bordwand hängend, die Kamera auf dem Schoss, warteten wir auf das Zeichen von unserem Guide und Skipper Emanuel. Als das „GO“ kam glitt ich ins kalte, dunkle Wasser. Kalt? Überraschender Weise blieb ein Schock und sogar ein unangenehmer Schauer völlig aus. Ich hatte das Gefühl, dass ich nicht einmal nass wurde in meinem 7mm Squadra Nasstauchanzug.


Diese erfreuliche Wahrnehmung war kurz, denn jetzt ging es ab und ob warm, kalt, trocken oder nass war total egal.


Ein undurchdringlich erscheinender Vorhang von Heringen öffnete sich unter uns und gab die Bühne für die Orcas frei. Natürlich nicht um den Orcas die Bühne zu überlassen, sondern aus reinem Überlebenswillen teilte sich der Heringsvorhang. Orcas waren jetzt rechts, links, vor und unter uns. Manchmal schienen die Wale einfach nur friedlich durch den Schwarm von Heringen zu schwimmen. Im nächsten Augenblick stürzten sie sich dann kopfüber hinein in den Schwarm - bremsten mit den Brustflossen ab, brachten die Fluke nach vorn, um dann in einer Rückwärts-rolle mit der Fluke in den Heringsschwarm zu schlagen. Anschließend wurden die benommenen und verletzten Heringe, einer nach dem anderen, aus dem Wasser gepflückt.


Dieses akrobatische Jagdmethode präsentierten sie uns wiederholt in Einzel- und auch Gruppendarbietungen.


Zwischen den Akten kamen sie dann mal eben bei uns vorbei geschwommen So als würden sie sich etwas Applaus abholen wollen. Da meine Hände aber mit der Kamera beschäftigt waren könnte ich nur zustimmend nicken und innerlich im Stillen Danke sagen.


Dankbar war auch der ein oder andere Heilbutt, der hier einen Happen schmarotzen konnte.


An der Wasseroberfläche waren es die Möwen, die sich die zur Oberfläche treibenden Reste der Mahlzeit schnappten. Ihre Schreie hörten sich eher fordernd, als dankbar an: „mehr,mehr,mehr...“


ENDE TEIL 1 

Written by
Profile Peter
Date
When 18th February 2019
Where
Location Skjervøy, Norwegen

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COMMENTS
peter schneider on Feb 20th 2019
Hi Semra, vielen lieben Dank für das Kompliment. Freue mich sehr, dass Du Spass beim lesen und schauen des Films hattest. Das ist aber erst der erste Teil der Geschhichte, der zweite folgt demnächst ;O) Ocean Greetings, Peter
Semra Yurtkuran on Feb 19th 2019
Sehr toller Beitrag als wäre man mittendrin und wunderschöne Videoaufnahmen! Ich bin begeistert und wünschte ich könnte das auch eines Tages erleben.

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